Es war der wärmste Februar (geschrieben in 2019) seit Aufzeichnung des Wetters. Ich war noch nie zuvor im Februar leichtbekleidet auf dem Rennrad unterwegs – dieses Jahr schon. Ist das nicht wahrlich schön, die Kraft der Sonne schon so früh im Jahr zu spüren? Ich habe es genossen, mich bei meinen Lauf- und Radeinheiten von der Sonne begleiten zu lassen. Dabei schaute ich immer wieder in den blauen Himmel und ließ den Blick in die Ferne schweifen.
Beim Laufen beobachtete ich die Stockenten im See, wie sie in Reih und Glied am Rande des schmelzenden Eises standen und ihren Artgenossen im Wasser beim Schwimmen zuschauten. Fast wie in einer Arena. Bei meiner ersten langen Radtour im Jahr pausierte ich am Wasser und genoss die Ruhe, während ich die Landschaft im glatten Wasserspiegel wahrnahm. Gegen Ende des Monats entdeckte ich die ersten Winterlinge, Schneeglöckchen und sogar schon Krokusse an einer Hauswand. Das sind die Momente, in denen ich mich auf die für mich schönste Jahreszeit freue – den Frühling.
Im Frühling entsteht neues Leben. Pflanze, Tier und Mensch werden wieder aktiv. Aber warum werden wir Menschen im Winter eigentlich ruhiger? Und warum bekommen wir im Winter Erkältung oder gar Grippe, wenn wir uns nicht an den jahreszeitlichen Rhythmus des Winters halten?
Wahrscheinlich hat es neben der Kälte und Dunkelheit noch einige mehr Gründe. Auf folgende zwei Punkte möchte ich in diesem Artikel eingehen:
- Serotonin
- Vitamin D
Die ersten Sonnenstrahlen im Jahr erreichen uns, wir gehen raus, sind aktiv und müssen aufpassen, dass wir uns nicht erkälten. Warum haben wir den Drang raus zu gehen? Und warum sind wir dann, wenn wir draußen sind, so sensibel für Erkältungen? Das Sonnenlicht trägt zur Produktion von Serotonin im Hirnstoffwechsel bei. Serotonin ist ein Hormon, welches in der Zirbeldrüse gebildet wird. Eine Lichtinformation wird über eine direkte Nervenverbindung von den Augen hin zur Zirbeldrüse geleitet. Unter anderem beeinflusst Serotonin
- Wahrnehmung,
- Schlaf,
- Temperaturregelung des Körpers,
- Schmerzempfindlichkeit,
- Appetit,
- Sexualverhalten und
- Hormonsekretion.
Hellere Tage lassen uns also wacher werden und somit werden wir im Frühjahr wieder aktiver. Abends, wenn es dunkel wird, wandelt die Zirbeldrüse das am Tag gebildete Serotonin in Melatonin um. Das sogenannte Schlafhormon, was auch für Regenerationsprozesse im Körper zuständig ist – Schlaf bedeutet also Regeneration. Wir werden im Frühjahr durch das Licht der Sonne wieder fitter und haben einen gesünderen Schlaf.
Doch was hat es mit den Erkältungen auf sich? Kommen wir zum Vitamin D. Die Bezeichnung Vitamin ist, nach Einnahme und im Körper aufgenommen, nicht mehr treffend. Es handelt sich beim aktiven Vitamin D um ein Hormon, welches an vielen Andockstellen in unserem Körper wirkt.
Vitamin D3 wird ja bekanntlich in der Haut durch die Sonneneinstrahlung erzeugt. Damit unsere Haut Vitamin D in Form von 25-OH-D selbst erzeugen kann, muss das Sonnenlicht die Haut erreichen können. Das heißt, unsere Haut dient als eine Art Sonnensegel zur Produktion dieses Sonnenhormones. Dafür muss die Haut frei von Kleidung sein. Außerdem bedarf es eines Mindestsonnenstands, der in den Wintermonaten von Oktober bis März in unseren Breitengraden in Deutschland nicht erreicht wird. Denn bei tiefem Sonnenstand werden die zur Vitamin D Produktion benötigten UVB Strahlen durch die Atmosphäre herausgefiltert.
Jeff T. Bowles schreibt in seinem Buch Hochdosiert Vitamin D3über den Winterschlaf von manchen Säugetieren. Er nimmt den Marderhund als Beispiel, der seinen Stoffwechsel in den Wintermonaten um ca. 25% runterfährt und von seinen Fettreserven lebt. Im Winter lebt der Mensch gewöhnlich von seinem Vitamin-D-Speicher (25-OH-D), den er über die Sommermonate aufgebaut hat. Pro Wintermonat wird der Speicher um etwa 20% aufgebraucht. Bowles stellt sich die Frage, ob der Mensch aufgrund des sinkenden D3 Spiegels in eine Art Winterschlafreaktion fällt.
„In dieser Zeit gelüstet uns dann vielleicht nach Kohlenhydraten, wir nehmen stark zu und werden anschließend deprimiert, sodass wir uns verlangsamen und nicht mehr so viel wertvolle Energie verschwenden.“ – Jeff T. Bowles
Sofern sich der Mensch im Winter nicht an den natürlichen Jahresrhythmus hält und einen niedrigen 25-OH-D Wert aufweist, fesselt ihn wohlmöglich eine Erkältung ans Bett, um Energiereserven einzusparen. Möglicherweise sind wir im Sommer mit vollen Vitamin D Speichern gegen derartige Erkrankungen immun. Dr. John J.Cannell, Gründer und Leiter des amerikanischen Vitamin-D-Council (gemeinnützige Organisation), rät beim ersten Anzeichen einer Erkältung drei Tage lang 50.000 IE Vitamin D3 einzunehmen. Bitte, lieber Leser, sieh das keinesfalls als eine Empfehlung von mir an dich. Bevor du Vitamin D3 supplementierst, lass deinen Blutwert an 25-OH-D von einem Arzt, Heilpraktiker oder durch einem Vitamin D Selbsttest von Zuhause bestimmen.
Aber Achtung: Der Messwert wird durch vorheriges Supplementieren von Vitamin D3 verfälscht. Dazu habe ich gelesen, dass zwischen dem Supplementieren und dem Messen etwa vier Wochen liegen sollten. Um das zu überprüfen, habe ich das an mir selbst getestet: Der Test des 25-OH-D-Wertes lag bei 100 ng/ml, welches die empfohlene Obergrenze des Vitamin-D-Status im Blut darstellt (Quelle der Wertebereiche aus: Dr. med. Raimund von Helden – Gesund in sieben Tagen). Von mir geschätzt, lag der Wert damals auf 60-70 ng/ml. Am Tag vor dem Test hatte ich zum letzten Mal eine hohe Dosis supplementiert. Also: Erst testen, dann supplementieren, dann 4 Wochen warten und dann erst wieder testen. Achte dabei auf die 20% Speicherverlust in den Wintermonaten. Genauere Rechenbeispiele erhältst du in der Literatur von Raimund von Helden.
Kommen wir zurück zu Erkältungen im Frühjahr. Warum erkälten sich genau dann viele Menschen, wenn die Tage zum ersten Mal wieder warm werden und nach draußen locken? Wie angesprochen, werden die Speicher in den Wintermonaten aufgebraucht. Mit einem Speicher-Tiefstand gehen wir dann hinaus und betätigen beim Spazieren oder Sport unsere Muskulatur. Um Muskelkontraktionen zu realisieren, strömen Calcium-Ionen aus dem Blut in die Muskelzellen. Dadurch wird die Aktivierung von dem gespeicherten Vitamin D angeregt. Bei leeren Speichern findet keine Umwandlung statt und somit sind die vielfältigen Schutzwirkungen im Zell- und Immunsystem durch das Vitamin D nicht gegeben.
Vor ungefähr einem Jahrzehnt ist mir so einiges klar geworden, als ich durch den Sport meinen niedrigen Vitamin D Spiegel noch weiter in den Keller bis nah an den Nullpunkt von 8 ng/ml gefahren habe und bis ins Frühjahr durch ein geschwächtes Immunsystem nicht richtig trainieren konnte. Deswegen achte als Sportler auf deine „Kraft der Sonne“. Achte außerdem darauf, beim Supplementieren von Vitamin D3 genug Magnesium aufzunehmen, welches der Körper zur Umwandlung in die Speicherform, als auch in die aktive Form des Sonnenvitamin‘s benötigt. Ich supplementiere Vitamin D3 abends zusammen mit Magnesiumcitrat. Das setzt meinen Muskeltonus herab, um schnell entspannt einschlafen zu können.
Möchtest du noch weitere positive Wirkungen durch das Sonnenhormon erfahren? Möchtest du wissen, was ich noch alles herausgefunden habe, um mein Immunsystem zu stärken? Dann schreib mir und frag nach einer Beratung zur Regeneration für Sportler oder leistungsorientiertes Arbeiten.
So jetzt aber raus, bei dem schönen Frühlingswetter.